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Ein Spiegel aus Worten und Konflikten - Eine Kunstinstallation erwacht zum Leben

 

Was wäre, wenn das, was Sie für weiß halten, niemals wirklich weiß war? Wenn die Reinheit, die Sie sehen, nur eine Illusion ist – langsam und unbemerkt von zahllosen Einflüssen durchdrungen, die Ihr Denken prägen? Genau diese stille, kontinuierliche Veränderung bildet den Kern von „(Un-)Einigkeit“. Unsere Installation hält Ihnen einen Spiegel vor: Nicht, um zu urteilen, sondern um sichtbar zu machen, wie sich unser Bewusstsein Tropfen für Tropfen färbt – durch Meinungen, Informationen und Ideologien, die uns Tag für Tag erreichen.

 

Die Installation: Tropfen, Worte und der Verlust von Unschuld

 

Fünf weiße Säulen, ursprünglich makellos und rein, stehen im Zentrum des Werkes. Doch das Bild der Unschuld ist trügerisch: Von der Decke tropft kontinuierlich eingefärbtes Wasser auf ihre Oberfläche, hinterlässt Spuren und verändert sie mit jeder Sekunde. Innerhalb von vier Wochen durchlaufen die Säulen eine Transformation, deren Ergebnisse unvorhersehbar sind – mal harmonisch, mal chaotisch.  

 

Hinter diesen Säulen schwebt eine riesige Wortwolke, bestehend aus 130 Begriffen, die direkt aus aktuellen gesellschaftlichen, politischen und medialen Diskursen stammen. Die Begriffe sind nicht alphabetisch sortiert oder in offensichtliche Zusammenhänge gebracht, sondern folgen einer Logik, die sich nicht sofort erschließt. Sie laden das Publikum ein, zu verweilen, zu suchen, zu entdecken – und die eigene Perspektive zu hinterfragen.

 

 

Die Botschaft: Kunst als Einladung zur Reflexion

  „Kunst darf nicht nur gefallen, sie muss stören, anregen und provozieren,“ erklärt das Künstlertrio der Galerie ARTprotect. Für sie ist „(Un-)Einigkeit“ eine Auseinandersetzung mit der wachsenden Polarisierung unserer Gesellschaft. Die Tropfen, die langsam aber unaufhörlich die weiße Reinheit der Säulen verfärben, stehen symbolisch für die unmerkliche, aber kontinuierliche Prägung unserer Wahrnehmung durch Informationen, Meinungen und Ideologien.  

 

Die Wortwolke fungiert dabei als offenes Archiv. Statt Antworten zu liefern, stellt sie Fragen: Welche Begriffe springen ins Auge? Welche lösen Assoziationen, welche Irritationen aus? Und was sagt das über unsere Wahrnehmung aus? „Das Publikum ist nicht passiv, sondern aktiv – es wird selbst zum Fragenden,“ betont H. Pastor.  

 

Die Künstler sehen ihre Installation als Einladung zur Auseinandersetzung, nicht als Dogma. Die Uneinigkeit, die in der Gesellschaft spürbar ist, spiegelte sich auch im kreativen Prozess wider: „Wir mussten lernen, dass Uneinigkeit keine Schwäche, sondern eine Stärke ist,“ ergänzt O. Lipinski. „Es sind die Spannungen, die das Werk lebendig machen.“  

 

Kunst, die bleibt

 Nach vier Wochen im ALEXA endet die Ausstellung, doch die Botschaft der Installation bleibt. Die Künstler suchen aktiv nach Möglichkeiten, „(Un-)Einigkeit“ auch an anderen Orten zu präsentieren – in öffentlichen Räumen, Stiftungen oder bei Unternehmen, die sich mit gesellschaftlichen Themen auseinandersetzen möchten. Ein Verstauben im Lager kommt für das Trio nicht infrage.  

 

„(Un-)Einigkeit“ ist ein Werk, das bleibt, nicht nur in seiner physischen Form, sondern auch in den Köpfen derer, die sich darauf einlassen. Es ist ein Spiegel, der zeigt, wie sich die Welt verändert – Tropfen für Tropfen, Begriff für Begriff.